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Was sind Ahkam?
Die Ahkam sind religiöse Vorschriften/ Urteile, die das Leben der Gläubigen regeln. Diese Vorschriften decken alle Aspekte des religiösen, sozialen und moralischen Lebens ab. Sich daran zu halten ist eine Pflicht für alle Muslime.
Welche Kategorien des Ahkam gibt es?
Die Ahkams werden in fünf Hauptkategorien eingeteilt:
Wajib (Pflicht): Diese Handlungen sind verpflichtend und müssen von jedem ausgeführt werden. Diese Handlungen nicht zu praktiezieren ist eine Sünde. Beispiele hierfür sind: das tägliche Gebet (Salat), das Fasten im Monat Ramadan (Sawm), die Zahlung der Zakat und Khums (steuer) und die Pilgerfahrt nach Mekka (Hajj) usw..
Mustahabb (Empfohlen): Diese Handlungen sind empfehlenswert, aber nicht verpflichtend. Diese Handlungen nicht zu praktiezieren ist keine Sünde, wenn man diese Handlung praktiezierst erhält man guten Taten. Beispiele sind zusätzliche freiwillige Gebete, das Lesen des Korans, das Fasten an anderen Tagen als im Ramadan (außer das Fasten am 10 Muharram) und Wohltätigkeit über die Pflichtabgaben hinaus, Sadaqat.
Mubah (Erlaubt): Diese Handlungen sind neutral und weder empfohlen noch verboten. Sie haben keinen positiven oder negativen religiösen Wert. Ein Beispiel wäre das Essen bestimmter erlaubter (halal) Speisen. Jedoch kann eine Tätigkeit die Mubah (Erlaubt) ist auch zu eine Tat von Mustahab (Empfohlen) umgewandelt werden, indem man die Niyah (Absicht) nimmt es für Allah (swt) zu machen. Wie zum Beispiel: Wasser trinken damit es einem gut geht und mehr für Allah tun kann.
Makruh (Missbilligt): Diese Handlungen sind unerwünscht, aber nicht verboten. Es ist besser, sie zu vermeiden, aber es gibt keine Strafe, wenn man sie tut. Ein Beispiel wäre tragen von Schwarzer Kleidung im Gebet (außer wenn es als Zeichen der Trauer getragen wird) oder das Essen mit der linken Hand.
Haram (Verboten): Diese Handlungen sind strikt verboten und gelten als Sünde. Beispiele hierfür sind Diebstahl, Lügen, Ehebruch, Konsum von Alkohol und Schweinefleisch, (sowie alle nicht Halal Geschlachteten Tiere) und Mord.
Welche Grundlagen/Quellen gibt es für die Rechtsfindung?
Welche Wichtigkeit hat das Erlernen der Ahkam?
Das Erlernen der Ahkam (islamische Gesetze und Vorschriften) hat eine zentrale Bedeutung für Schiiten, da es die Grundlage für ein rechtschaffenes Leben nach den Prinzipien des Islam bildet. Die Ahkam leiten die Muslime in der Erfüllung ihrer religiösen Pflichten, wie dem Gebet, Fasten, Zakat, Khums und Hajj. Diese Gesetze bieten detaillierte Anweisungen, wie diese Handlungen korrekt ausgeführt werden sollen, um sicherzustellen, dass sie den Anforderungen Gottes entsprechen.
Durch das Befolgen der Ahkam kann man die Beziehung zu Gott vertiefen und seine spirituelle Reinheit bewahren. Die Gesetze sind nicht nur Vorschriften, sondern auch Mittel zur Förderung eines bewussten und gottgefälligen Lebens.
Die Ahkam bieten eine ethische Richtlinie, im täglichen Verhalten und in zwischenmenschlichen Beziehungen. Sie decken Aspekte wie Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, soziale Verantwortung und persönliche Integrität ab. Die Ahkam fördern soziale Harmonie und Gerechtigkeit innerhalb der Gemeinschaft. Durch die Befolgung dieser Gesetze tragen die Muslime zur Schaffung einer gerechten und friedlichen Gesellschaft bei, in der die Rechte aller respektiert werden.
Im schiitischen Islam spielt die Marja‘iyya (Autorität der schiitischen Gelehrten) eine zentrale Rolle. Das Erlernen der Ahkam unter der Anleitung eines Marja (religiöser Autorität) ermöglicht es den Gläubigen, ihre religiöse Praxis gemäß den aktuellen Interpretationen und Anweisungen zu gestalten.
Welche Rollen haben die sogenannten Marajeh bei der Rechtsfindung?
Die Marajeh ist das Plural von Marja’ at-Taqlid. Sie spielen eine zentrale Rolle in der Rechtsfindung (Ijtihad) im schiitischen Islam. Sie sind hochrangige islamische Gelehrte, die befugt sind, religiöse Urteile zu fällen und die Gläubigen in religiösen, rechtlichen und ethischen Fragen zu leiten. Ihre Rolle ist von großer Bedeutung, da sie sowohl als religiöse Autoritäten als auch als spirituelle Führer der schiitischen Gemeinschaften weltweit fungieren.
Die Marajeh sind qualifizierte Gelehrte, die das Recht zur Ausübung von Ijtihad besitzen. Das bedeutet, dass sie in der Lage sind, religiöse Texte, wie den Quran, die Hadithe (Überlieferungen des Propheten und der Imame), sowie juristische Prinzipien und frühere Rechtsurteile zu interpretieren und neue religiöse Urteile zu fällen.
Ijtihad ist besonders wichtig in Fragen, für die es keine klaren oder direkten Anweisungen in den religiösen Texten gibt. Marajeh verwenden Methoden wie Analogie (Qiyas), Konsens (Ijma‘) und Vernunft (Aql), um Lösungen für moderne Herausforderungen zu finden.
Für viele Schiiten ist es verpflichtend, einem Marja' in religiösen Angelegenheiten zu folgen, was als Taqlid bezeichnet wird. Gläubige wenden sich an einen Marja’ at-Taqlid, dessen Rechtsurteile und Interpretationen sie als verbindlich ansehen.
Der Marja‘ stellt seinen Anhängern einen "Risala" (Sammlung von religiösen Rechtsurteilen) zur Verfügung, in dem praktische Fragen des Alltags behandelt werden, z.B. Gebet, Fasten, Zakat, wirtschaftliche Transaktionen, und andere religiöse Pflichten.
Die Marajeh haben die Aufgabe, die islamische Rechtslehre auf neue und komplexe gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Entwicklungen anzuwenden. Sie müssen dabei sicherstellen, dass ihre Entscheidungen mit den Grundprinzipien des Islam übereinstimmen, aber auch praktikabel und relevant für die moderne Zeit sind. Beispiele für solche Herausforderungen sind Bioethik, Technologienutzung, Finanzwesen und politische Systeme.
Marajeh spielen eine zentrale Rolle in der Wahrung der religiösen und sozialen Einheit innerhalb der Gemeinschaft. Ihre Urteile tragen dazu bei, Klarheit in religiösen Fragen zu schaffen und eine kohärente Linie innerhalb der Gemeinschaft zu fördern.
Durch ihre Autorität und ihren Einfluss tragen sie dazu bei, Spaltungen innerhalb der Schia zu verhindern und den Zusammenhalt der Gläubigen zu stärken. Die Marajeh sorgen dafür, dass die schiitische Tradition und Rechtspraxis im Einklang mit den Lehren der Ahlul Bayt (Familie des Propheten) bleibt. Sie verteidigen die schiitische Identität und achten darauf, dass die religiösen Vorschriften authentisch und unverfälscht weitergegeben werden.
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